Pubertät ist, wenn Eltern schwierig werden: Tipps für den Ausnahmezustand!

 width=Veränderung bedeutet Konflikt – das gilt auch und besonders für die Zeit der Pubertät. Auch wenn Eltern manchmal ratlos sind, wie sie mit ihren schwierig gewordenen Sprösslingen umgehen sollen: Die Pubertät ist vor allem für die Jugendlichen selbst eine schwere Zeit. Das kann soweit gehen, dass es zu  gesundheitlichen Problemen kommt – und da sind Pickel bei weitem nicht das wichtigste Thema. Für rein körperliche Beschwerden gibt es die turnusmäßige Früherkennungsuntersuchung, die zwischen 12 und 14 ohnehin stattfindet und die natürlich wahrgenommen werden sollte. Ebenso wichtig aber sind psychische Probleme: Und hier können und müssen Eltern aufmerksam und geduldig sein. Denn hinter dem oft rauen und abweisenden Verhalten der Demnächst-Erwachsenen versteckt sich immer noch das Kind, das nach Liebe und Geborgenheit verlangt.

Erstens: Loben!

Das hast Du gut gemacht! sollte man dem Teenie öfter mal sagen, denn Zustimmung und (mitunter bedingungslose)Anerkennung braucht ein Teenager dringend. Ohne Wertschätzung seiner selbst und seiner Fähigkeiten kann er unglücklich, verbittert und unsicher werden – in einer Zeit, in der sich die Konstanten in seinem Leben ohnehin verändern. Ein Lob stärkt das Selbstvertrauen und motiviert,  Erfolg führt zu Erfolg. Misserfolg hingegen, ständige Kritik und Kontrolle haben meist einen negativen Einfluss auf das Selbstbewusstsein eines Jugendlichen.

Die Gefahr:

Heute neigen Eltern dazu, ihren Nachwuchs mit rückhaltloser Zustimmung und mitunter auch übertriebener Wertschätzung bei Laune zu halten – auch, um Zeit zu sparen und sich mit einem schnellen Lob davor zu drücken, wirklich zu zu hören. Lob sollte ehrlich gemeint sein und in der richtigen Dosis erfolgen, sonst droht die Gefahr der Inflation – mit der Folge, dass die Anerkennung als nicht ernst gemeint empfunden wird.  Wer immer nur gleichbleibend „Das hast du toll gemacht“ sagt, ist fast genau so schlimm wie jemand, der sein Kind mit Desinteresse straft. 

Zweitens: Kuscheln!

Der Gedanke sitzt tief in uns Erwachsenen fest: Teenager sind für elterliche Zärtlichkeiten schon zu groß. Da passt es dann ganz gut, dass sie sich kratzbürstig aufführen. So kann man ohne schlechtes Gewissen aufs Knuddeln verzichten. Nur: Eine gute Idee ist das nicht. Denn körperliche Zärtlichkeiten sind für Kinder und Heranwachsende überlebenswichtig. Umarmungen können Wut, Kummer, Niedergeschlagenheit, Stress, Einsamkeit und Angst besiegen. Und zwar in vielen Fällen besser als so manches tief schürfende Gespräch. Liebe und Zärtlichkeit gehören zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Sie verbinden mit anderen Menschen und schaffen ein Zugehörigkeitsgefühl mit der Welt und dem Leben.

Drittens: Tolerant bleiben!

Cliquen bilden, mit gleichaltrigen zusammen sein – das gehört zur normalen Entwicklung eines Heranwachsenden einfach dazu. Nachdem ein Kind gelernt hat, mit Einzelnen Freundschaft zu schließen, ist die Fähigkeit, sich einer Gruppe anzuschließen, der zweite wichtige Pfeiler, auf dem Jugendliche gesunde soziale Beziehungen aufbauen müssen. Während es in Zweier-Freundschaften vorrangig darum geht, sich mitzuteilen, stärkt die Mitgliedschaft in einer Gruppe das Vertrauen und Zugehörigkeitsgefühl von Kindern.  
Aus Elternsicht wirken diese Cliquen oft ein wenig dubios, zumal die Jugendlichen kaum Interna nach außen dringen lassen. Eltern aber sollten akzeptieren, dass in der Gruppe der Gleichaltrigen andere Regeln erstmal herrschen als unter Erwachsenen. Und die Sorge, dass die Gang einen schlechten Einfluss auf die Kinder haben könnte, ist in fast allen Fällen unbegründet. Kinder geraten eher auf die schiefe Bahn, wenn ihr Elternhaus lieblos, desinteressiert und zerrüttet ist. Im Gegenteil: Oft schützt die Gruppe sogar den Teenager, weil er nicht mehr allein unterwegs ist. Aus sicherer Distanz heraus kann natürlich schon mal ein Blick riskiert werden auf das, was die jungen Leute so alles treiben – übertriebene Sorge aber ist nicht nötig.

Viertens: Regeln setzen!

Eine Erziehung ohne Maßstäbe und Grenzen führt zu egoistischem Verhalten. Eine Familie ist ein lebendiger Organismus. Und der braucht zwar einen Schuss Chaos, aber auch Strukturen und Regeln, an die sich alle halten können. Ein gewisses Chaos ist ohnehin unvermeidlich, weil Kinder immer im Hier und Jetzt leben, und erst nach vielen Jahren können sie auf Erfahrungen zurück greifen und dann hoffentlich auch vorausblickend planen und handeln. Aber bis es so weit ist, brauchen sie Regeln und Rituale, flankiert von Großzügigkeit, Phantasie und Flexibilität. Das tägliche Zusammenleben braucht Regeln, auch wenn manche von ihnen banal erscheinen. Zum Beispiel: Jeder sagt, wenn er nach Hause kommen wird; jeder hat Respekt vor dem Eigentum des anderen; jedes Familienmitglied hat das Recht, eine gewisse Zeit am Tag ungestört zu sein; jeder geht ans Handy, wenn er aus der Familie angerufen wird und so weiter. Nur so werden aus pubertierenden Heranwachsenden stabile Erwachsene mit Humor, Ausdauer und gesundem Menschenverstand.